Ermuntern Sie als Datenschutzbeauftragte oder Datenschutzbeauftragter ihre Kollegen dazu, lieber auf bestimmte Apps zu verzichten, hören Sie sicher schnell, es gebe doch keine Alternative. In vielen Bereichen stimmt das so aber mittlerweile nicht mehr.
Auszeichnung für Privacy Friendly Apps
Es gibt durchaus Apps, die sowohl Datenschutz als auch Funktionalität bieten können. Das zeigt das Projekt „Privacy Friendly Apps“ der Forschungsgruppe SECUSO (Security – Usability – Society) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) (https://secuso.aifb.kit.edu/105.php; auf dieser Seite finden Sie auch die bisher entwickelten datenschutzfreundlichen Apps). Die Privacy Friendly Apps haben sogar den Digital Autonomy Award gewonnen.
33 kostenlose Open-Source-Apps
Das Projekt „Privacy Friendly Apps“ hat 33 kostenfreie Open-Source-Apps aus den Bereichen Fitness & Gesundheit, Tools, Spiele und Sicherheit entwickelt, etwa
- einen Schrittzähler,
- eine App für den Wetterbericht oder
- einen Passwortgenerator.
Die Privacy Friendly Apps fordern lediglich die Berechtigungen an, die für die Funktionalität notwendig sind. Sie enthalten keine Tracking-Mechanismen und verzichten auf Werbung. Jegliche Daten werden nur auf den Geräten der Nutzenden gespeichert.
Weiter heißt es auf der Webseite der Forschungsgruppe SECUSO: „Nur wenn eine Übertragung klar-definierter Daten an Drittanbietende für die Funktionalität erforderlich ist, werden diese übertragen (z.B. Suchanfragen bei der Wetter App, um aktuelle Wetterdaten zu beziehen). SECUSO hat keinen Zugriff auf die Daten der Nutzer·innen. Zudem werden je nach App zusätzliche Privatsphäre-schützende Maßnahmen implementiert, wie z.B. das Blockieren von Screenshots/-Recordings bei sensitiven Daten oder die Verschlüsselung von Datenbanken. Darüber hinaus ist der Quellcode jeder PFA (=Privacy Friendly App) auf der Plattform GitHub öffentlich einsehbar, wodurch nachvollzogen werden kann, dass die Apps die oben beschriebenen Eigenschaften einhalten. Der Quellcode steht unter der GPLv3 Lizenz.“
Datenschutzfreundliche App-Alternativen
Die Apps sind somit privatsphärenfreundliche Alternativen zu datenhungrigen Apps, die Zugriff auf sensible Daten einfordern, so die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI). Die datenschutzfreundlichen Anwendungen geben den Nutzenden die Hoheit über ihre eigenen Daten zurück und schaffen ein Bewusstsein für individuelle digitale Souveränität.
Felix Reda, Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) und Jurymitglied des Digital Autonomy Awards, erklärt dazu: „Die Anwendbarkeit der vorhandenen Apps ist sehr relevant: Menschen suchen prinzipiell nach schnellen und einfachen Lösungen. Hier bietet Privacy Friendly Apps eine gute Auswahl, da die angebotenen Apps sehr praxisnah sind. So gibt es beispielsweise eine Wetter-App, eine Maßband-App oder eine Taschenlampe-App“.
Zudem wird Dr. Stefan Brink, Landesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg, so zitiert: „Als Datenschützer begrüße ich sehr, dass die Forschungsgruppe SECUSO Apps entwickelt hat, die nicht nur Open Source angeboten werden, sondern vor allem Daten lokal speichern und die Nutzer nicht überwachen.“