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16. September 2024

Warum bei Umfragen im Internet Vorsicht geboten ist

Warum bei Umfragen im Internet Vorsicht geboten ist
Bild: AndreyPopov / iStock / Thinkstock
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Datenschutz bei Online-Umfragen
Viele Unternehmen nutzen Online-Umfragen, um Kunden und Interessenten nach ihrer Meinung zu fragen. Doch solche Umfragen können zum Datenrisiko werden.

Was haben Umfragen mit Datenschutz und Datenerhebung zu tun?

Im Internet wird man häufig um seine Meinung gebeten: Umfragen finden auf Webseiten von Unternehmen und Medien statt, in sozialen Netzwerken oder in Newslettern.

Meist sind die Fragen, die man beantworten soll, auf den ersten Blick harmlos. Etwa „Wohin wollen Sie in diesem Sommerurlaub verreisen?“, „Planen Sie den Kauf eines neuen Smartphones?“ oder „Essen Sie gern Gemüse?“.

Auf den zweiten Blick aber wird klar: Die Fragen mögen harmlos erscheinen. Doch Umfragen im Internet könnten mehr über die Teilnehmerin oder den Teilnehmer zeigen, als ihr oder ihm lieb ist. Neben der direkten Erhebung von Daten im Online-Formular der Umfrage kann eine indirekte Datenerhebung stattfinden.

Achtung
Auch bei scheinbar anonymen Umfragen könnte die Kombination aus IP-Adresse und ausgewählten Antworten ein Profiling möglich machen. Soziale Netzwerke erstellen durch private Informationen (Alter, Wohnort, Beziehungsstatus, Interessen, …) noch umfangreichere Profile für werbende Unternehmen.

Geht es bei Umfragen nicht nur um Meinungen?

Bei Umfragen kann der Datenschutz betroffen sein. Wer an einer Online-Umfrage teilnehmen möchte, sollte deshalb zuerst die Datenschutzerklärung des Umfrage-Anbieters lesen und nicht nur die Datenschutzerklärung des Betreibers der Website, auf der man die Umfrage findet.

Wie bei einer Online-Werbung kann die Internet-Umfrage von einem Dritten stammen. Seine Inhalte sind dann auf der besuchten Website eingebunden.

Zusammen mit dem Klick auf eine Antwort könnte automatisch die IP-Adresse sowie andere Informationen zur Identifizierung des Teilnehmenden an den Umfrageanbieter gesendet werden, darunter Browserdaten oder Cookies. Was genau mit der Meinung geschieht, die um die IP-Adresse und weitere, mitunter personenbezogene oder personenbeziehbare Daten angereichert wurde, ist ohne weitere Prüfung nicht ersichtlich.

Warum sind Umfragen in sozialen Netzwerken besonders kritisch?

Eine wahre Fundgrube für personenbezogene Daten sind die sozialen Netzwerke im Internet. Die Risiken, die durch eine freizügige Veröffentlichung der eigenen Daten in solchen Netzwerken entstehen, sind enorm.

So bieten soziale Netzwerke wie Facebook neben Werbung auch Umfragen für ihre Mitglieder an. Nimmt man an einer solchen Umfrage teil, könnte der Anbieter der Umfrage womöglich die Antworten um die Profildaten deutlich anreichern.

Mitarbeiterschulung Grundlagen des Datenschutzes

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Von Fragen wie „Was sind personenbezogenen Daten?“, „Was bedeutet Datenverarbeitung“ und „Wann ist eine Datenverarbeitung zulässig?“ über die Prinzipien des richtigen Verhaltens bei Auskunftsersuchen oder im Homeoffice lernen Ihre Kolleginnen und Kollegen alle wesentlichen Grundlagen kennen.

Der Kurs zeigt den Datenschutz im Unternehmensalltag und die Fallstricke, die dort lauern. Übungen, viel Interaktion und ein Abschlusstest runden die Schulung ab.

 

Wie kann man sich schützen?

Dieser Verarbeitung personenbezogener Daten kann ein Nutzer oder eine Nutzerin in den Privatsphäre-Einstellungen meist widersprechen. Ausdrücklich zustimmen muss er oder sie jedoch nicht. Das geschieht vielmehr mit der Registrierung. Das ist aus Sicht des Datenschutzes problematisch.

Anzeichen für unseriöse Umfragen, die die Teilnehmenden betrügen und ausspionieren wollen, können sein:

  • Die Teilnehmenden sollen umfangreiche, persönliche Angaben machen.
  • Für die Teilnahme wird eine hohe Belohnung angeboten.
  • Es gibt keine oder unzureichende Angaben zum Umfrageanbieter

Warum sind Umfragen im Internet für die Werbung so interessant?

Bekanntlich braucht die Werbewirtschaft möglichst viele Nutzerdaten, um mit personalisierter Werbung erfolgreicher zu sein. Aber auch Internet-Kriminelle sind auf der Daten-Jagd. Datendiebe setzen durchaus scheinbar harmlose Online-Umfragen ein, um mehr über mögliche Opfer und Zielpersonen zu erfahren. Dadurch erhöhen sie ihre kriminellen Erfolgsaussichten. Sicherheitsanbieter wie ESET warnen ausdrücklich vor sogenannten „survey scams“. Auch Anbieter von Umfrage-Diensten berichten über die Datenrisiken durch unseriöse Online-Umfragen.

Mit den Methoden des Internet-Profilings sammeln somit verschiedene Seiten personenbezogene Daten, verdichten sie, werten sie aus und verwenden sie – selbst bei der Online-Werbung häufig ohne Einwilligung der betroffenen Person.

Mit den Umfragen in sozialen Netzwerken ist jedoch mehr verbunden als eine mögliche Anreicherung des Profils, um passendere Werbung anzuzeigen.

  • Starten Dritte Befragungen in Facebook und verwenden sie dafür eigene Facebook-Applikationen, bekommen sie unter Umständen Zugriff auf die Profile der Umfrage-Teilnehmer – und damit viel mehr Informationen, als in den gegebenen Antworten steckt.
  • Auch Internet-Kriminelle könnten eine Umfrage vor allem in sozialen Netzwerken starten, um mehr als die persönliche Meinung zu erfahren: um nämlich die persönlichen Profile der Teilnehmer zu plündern und für Social-Engineering-Attacken zu missbrauchen.

Datenschutzbeauftragte sollten die Mitarbeitenden im Unternehmen also darüber informieren, dass Umfragen im Internet ein klares Datenrisiko sein können. Mehr Datenschutz-Bewusstsein kann hier nicht schaden.

Welche Datenrisiken bestehen bei Online-Umfragen?

  • Neben den persönlichen Antworten könnten Umfrage-Anbieter personenbezogene Daten verarbeiten, obwohl der Teilnehmer sie nicht bewusst angegeben hat (IP-Adresse, Gerätekennzeichen, Online-Profil-Daten).
  • Zudem ist zu bedenken, wo die Angaben landen: Online-Umfragen sind in aller Regel Cloud-Dienste. Bei ihnen sind der Standort der Cloud und damit der Verarbeitungsort für die Daten unklar. Sie müssen nicht mit dem Standort des Webseiten-Betreibers übereinstimmen.
  • Oft sind Umfrage-Lösungen Dritter im Einsatz. Sie sammeln die Daten der Teilnehmer, speichern sie und werten sie aus. Ein Umfrage-Teilnehmer sollte hinterfragen, ob die Daten verschlüsselt übertragen werden und was mit den Daten geschieht.
  • Nicht zuletzt können die Links in Newslettern oder auf Webseiten, die vermeintlich zu einer Umfrage führen, zu Schadsoftware leiten.
  • Stimmt die Sicherheit beim Online-Formular oder bei der Umfrage-App nicht, können der Auftraggeber der Umfrage und der Durchführende ohne böse Absichten sein. Aber ein Datendieb kann sich der Umfrage-Resultate bemächtigen.

Es gibt also einiges zu überlegen, bevor man bei Umfragen im Internet teilnimmt oder eigene für das Marketing des Unternehmens anbietet.

Auch der Auftraggeber einer Online-Umfrage muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Dazu gehört die Prüfung,

  • wie die Lösung den Zugang schützt,
  • wie die Vertragsbedingungen und die Datenschutzerklärung aussehen,
  • ob die personenbezogenen Daten der Teilnehmer anonymisiert werden, wenn diese nicht auf Basis einer informierten Einwilligung erhoben werden, und
  • wie es um die Verschlüsselung sowie die fristgerechte Datenlöschung steht

Oliver Schonschek

Oliver Schonschek
Verfasst von
Oliver Schonschek
Oliver Schonschek
Oliver Schonschek ist freiberuflicher News Analyst, Journalist und Kommentator, der sich auf Sicherheit, Datenschutz und Compliance spezialisiert hat. Er schreibt für führende Medien, ist Herausgeber und Autor mehrerer Lehrbücher.
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