Kurz vor Weihnachten erhielt der Chefredakteur einer großen deutschen Tageszeitung vor einigen Jahren ein ominöses Päckchen zugestellt. Es enthielt auf Mikrofilm Hunderttausende von Kreditkartenabrechnungen einer Berliner Bank. Datenskandal! Sofort begann die intensive Recherche. Mutmaßungen schossen ins Kraut. Wollte da ein Whistleblower auf Missstände hinweisen? War gar eine Erpressung geplant?
Datenskandal bei der Bank!
Der Leitartikel und die Folgeartikel schlugen ein wie eine Bombe. Datenskandal aus dem Bankenumfeld! Niemand konnte sich den Urheber vorstellen. Die Bank informierte alle Kreditkarteninhaber per Brief. Die insgesamt 4,5 Millionen betroffenen Kreditkarten tauschte sie für teures Geld sicherheitshalber aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelte.
Wie konnte diese Datenpanne passieren?
Das Ergebnis der Ermittlungen: Die Kurierfahrer bekamen auf ihrer Nachtfahrt von Berlin nach Frankfurt Hunger, verstärkt durch den Christstollen-Duft aus einem der Päckchen. Die Versuchung war zu groß – die Fahrer hielten an, rissen das Päckchen auf und verschlangen den Stollen.
Doch wie nun die Untat verbergen? Da war noch ein schwerer Sechserpacken mit Papier auszuliefern. Sie ahnen es – die mikroverfilmten Kreditkartenabrechnungen auf dem Weg zur Archivierung.
Kurzerhand klebten die beiden die Versandadresse für den Christstollen auf eines dieser Päckchen. Es waren ja immer noch fünf schwere Päckchen für den eigentlichen Empfänger da. Dass der Adressat des verdrückten Stollens der Chefredakteur einer Tageszeitung war, ahnten die beiden nicht. So wurde der nächtliche Heißhunger zweier Kurierfahrer zum Auslöser eines teuren Datenskandals.